Das «Netzwerk Psychotherapie Ukraine-Schweiz» ist eine lose organisierte Projektgruppe von engagierten Psychotherapeut:innen aus der Schweiz. Wir haben im September 2024 sieben psychotherapeutische Kolleg:innen aus der Ukraine nach Zürich eingeladen, um ihnen Erholung und eine Woche fachliche und persönliche Unterstützung und Austausch zu ermöglichen.
Die Kontakte zu unseren ukrainischen Kolleg:innen sind weiterhin intensiv. Aktuell steht die finanzielle Unterstützung eines Suchtklinik-Projektes und eine weitere Besuchs- und Austauschwoche Anfang September 2025 im Zentrum.
Die Projektgruppe wird vom systemischen Berufsverband «systemis» und vom IEF Zürich unterstützt.
Kontaktperson ist Claudia Starke, Vorstandsmitglied IEF, sie ist per Mail unter [tocco-encoded-addr:MTAwLDExNCw0NiwxMTUsMTE2LDk3LDExNCwxMDcsMTAxLDY0LDEwNCwxMDUsMTEwLDQ2LDk5LDEwNA==] zu erreichen.
Unser Spendenkonto:
CH06 0900 0000 1644 7867 0
Systemis, Ukraine Hilfe,
8400 Winterthur
Seit dem Ausbruch des grausamen Angriffskriegs auf die Ukraine unterstützt eine Gruppe Schweizer Psychotherapeut:innen ihre Berufskolleg:innen in Lwiw. Hier berichten wir über Ihre Aktivitäten.
«Ich wollte aus meiner Angst vor dem Krieg etwas Sinnvolles machen»;
Gespräch mit Claudia Starke zu diesem Engagement, Juli 2025.
Aktuell:
Webinar des Netzwerk Psychotherapie Ukraine-Schweiz:
Fachaustausch über die psychotherapeutische Arbeit in der Ukraine
Mo., 8. September 2025, 16.30 bis ca. 18 Uhr
Mehr Informationen und Anmeldung
Aktion 2025:
Die Kriegsschäden in der Ukraine sind unermesslich – auch auf der menschlichen Ebene. Eine Gruppe von Schweizer Psychotherapeut:innen versucht seit letztem Jahr aktiv ukrainische Kolleg:innen zu unterstützen. Sie sucht jetzt Interessierte, die mithelfen, mit einer monatlichen Spende ein kleines Suchtklinik-Projekt am Leben zu erhalten.
Einige Mitarbeitende der Psychiatrischen Uniklinik in Lwiw/Lemberg haben ehrenamtlich ein Projekt aufgezogen, indem sie vom Krieg traumatisierte und suchtkranke Menschen nachhaltig unterstützen wollen. In einer vollstationären Struktur bekommen sie eine psychotherapeutische Behandlung und eine Tagesstruktur. Dafür fehlt es aber an allen Ecken und Enden an Ressourcen, nicht einmal die tägliche Verpflegung ist gewährleistet – geschweige denn eine Entschädigung für die Therapeut:innen.
Eine der engagierten Psychotherapeutinnen hat uns eine Kurzbeschreibung der Klinik wie folgt formuliert: «Seit etwa drei Jahren gibt es ein psychotherapeutisches Projekt, das auf ehrenamtlicher Basis basiert. Das Projekt betreut vollstationär 15 Patientinnen und Patienten mit schwerer Alkohol- und Drogenabhängigkeit psychotherapeutisch, von denen einige zusätzliche psychische Störungen haben, oft aufgrund traumatischer Erlebnisse. Wissenschaftlicher Betreuer des Projekts ist Professor Oleksandr Filts, Doktor der Medizinischen Wissenschaften, Leiter der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie an der Nationalen Medizinischen Universität Danylo Halytsky Lwiw. Das Konzept des Projekts geht davon aus, dass die Patienten lange Zeit in der Abteilung bleiben, dort Behandlung erhalten und tägliche Aufgaben ausführen, um von dort aus langsam in einen normalen Lebensablauf zurückkehren zu können.
Während der Woche beschäftigt das Projekt 6 professionelle Psychotherapeuten, die Gruppenpsychotherapie (z.B. transfigurative Suchtpsychotherapie) und auch Einzelsitzungen durchführen. Darüber hinaus gibt es eine Soziotherapiegruppe, mit dem Ziel der Integration der Teilnehmenden in einen normalen Alltags- und Arbeitskontext. Fast alle Psychotherapeut:innen arbeiten ehrenamtlich und unentgeltlich. Deshalb müssen die Patient:innen nicht für ihre Behandlung bezahlen, sondern «nur» ihre Unterkunft und Verpflegung selbstständig finanzieren. Aufgrund der schwierigen Lebensumstände können sie und ihre Familien es sich aber in der Regel nicht leisten, dafür zu bezahlen, was zu einem Mangel an Mitteln führt, um die notwendige Hilfe bereitzustellen.»
Diese Suchtklinik ist ein Projekt des psychiatrischen Leiters der Uniklinik in Lemberg und seiner Mitarbeitenden, sie muss sich aber selbstständig finanzieren. Sie ist in einem Haus untergebracht, das zur psychiatrischen Klinik gehört. Das Programm beinhaltet, dass die Patient:innen zunehmend Aufgaben in der Küche und im Haushalt übernehmen, und langsam wieder in einen normalen (Arbeits-)Alltag integriert werden. Am Ende der Therapie, leben die Patienten nachts und am Wochenende in der Klinik, während sie tagsüber einer Arbeit nachgehen, bis sie wieder ganz selbständig nach Hause können.
Alkohol, Medikamente und Drogen sind in der Ukraine seit Kriegsbeginn zunehmend ein Problem: Viele vom Krieg traumatisierte Menschen nehmen dies zur Selbstmedikation, rutschen in die Abhängigkeit und in den sozialen Abstieg. Sich psychiatrisch behandeln zu lassen kommt für viele nicht in Frage, weil solche Einrichtungen im Osten des Landes mittlerweile nicht mehr da sind, und/oder weil sie Angst vor Stigmatisierung haben. Zudem kennt die Ukraine keine obligatorische Krankenversicherung. Die Patient:innen müssen ihre Behandlung immer selbst zahlen – und das ist gerade für Menschen mit einer Suchterkrankung eigentlich kaum möglich.
Derzeit ist die finanzielle Situation des Projekts kritisch: Es gibt nicht einmal genügend Mittel für die richtige Ernährung der Teilnehmer, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Therapeut:innen, die zunehmend erschöpft sind, keine angemessene Vergütung für ihre harte Arbeit erhalten.
Trotz dieser schwierigen Bedingungen sind die Behandlungsergebnisse beeindruckend: Mehr als zwei Drittel der Patienten erlitten bisher keinen Rückfall! Viele von ihnen arbeiten sogar nach Abschluss ihrer eigenen Behandlung weiterhin als Freiwillige in Rehabilitationszentren.
Gerne würden wir dieses Projekt von der Schweiz aus finanziell unterstützen. Wir möchten mit einem monatlichen Beitrag von etwa CHF 500 das Projekt nachhaltig am Leben erhalten. Wir sind überzeugt, dass wir damit kriegstraumatisierten Menschen, die in die Sucht geraten sind, wirkungsvoll unterstützen können.
Wer ist bereit, mit einer kleinen monatlichen Spende mitzuhelfen? Wenn 20 Personen mitmachen, und zum Beispiel monatlich CHF 25.— überweisen, ist unser Ziel bereits erreicht. Selbstverständlich halten wir die Spendenden gerne über den weiteren Verlauf dieses Projektes auf dem Laufenden – und liefern bei Bedarf gerne auch weitere Hintergrundinformationen.
Herzlichen Dank!
Im Namen des Netzwerkes:
Claudia Starke, Vorstandsmitglied IEF
Aktion 2024:
Im September 2024 wurden sieben psychotherapeutische Kolleg:innen aus der Ukraine nach Zürich eingeladen, um sich auszutauschen und eine Woche fachliche und persönliche Unterstützung zu erfahren. Die Anreise war aufgrund eines schweren Unwetters sehr beschwerlich, doch die Gäste kamen mit grosser Offenheit und Wärme an. Die Teilnehmenden sind hochqualifizierte Psychiater:innen und Psycholog:innen aus Lemberg, die in verschiedenen Kliniken und Ambulanzen tätig sind, oft mit psychoanalytischem Hintergrund, aber auch offen für andere therapeutische Ansätze.
Das Programm war intensiv gestaltet, um den Gästen sowohl Abwechslung und Erholung als auch fachliche Anregungen zu bieten. Ein Höhepunkt war der Besuch des «Burghölzli» unter der Leitung von Paul Hoff, ehemaliger Klinikchef. Weitere Aktivitäten beinhalteten fachliche Austausche, Besuche an verschiedenen Kliniken (z.B. Klinik Schützen in Rheinfelden und Klinik im Hasel), sowie Angebote zu traumatherapeutischen Interventionen. Besonders interessierten sich die Gäste für Suchterkrankungen, da diese auch in der Ukraine zunehmen.
Die Gäste konnten in Gesprächen ihre Lebensrealität schildern, insbesondere die Unsicherheiten durch den Krieg. Trotz der ständigen Bedrohung und Belastung betonten sie ihre Resilienz und den starken Zusammenhalt untereinander. Besonders eindrucksvoll war, wie sie mit der Doppelbelastung umgehen: Kriegsangst und gleichzeitig die Arbeit mit psychisch und körperlich traumatisierten Menschen.
«Wir finden nicht genügend Dankes-Worte: diese Reise war wie die Erfüllung eines Traumes. Wir haben uns bei Euch so wohlgefühlt wie in einem Lemberg in Friedenszeiten!»
Chef-Psychiater Alexander Filz
Am Ende der Woche war das persönliche Fazit durchweg positiv: Es entstanden herzliche Begegnungen und freundschaftliche Verbindungen. Es wurde beschlossen, den Kontakt auch nach dem Krieg aufrechtzuerhalten und weitere Fachangebote zu planen, etwa durch gemeinsame Fortbildungen oder Tagungen. Zudem gibt es Überlegungen, eine Stelle finanziell zu unterstützen, da viele der Therapeut:innen aus Lemberg ohne Bezahlung arbeiten.
Zukunftsperspektive:
Danksagung:
Mein herzlicher Dank gilt den Spender:innen, ohne deren grosszügige Unterstützung dieses Projekt nicht möglich gewesen wäre. Besonders berührt hat mich eine grosse Spende, die uns ein Kollege zur Verfügung stellte, indem er auf seinen Jahresurlaub verzichtete.
Ein besonderer Dank geht auch an alle, die aktiv an diesem Projekt mitgewirkt und es tatkräftig unterstützt haben, sowie an das gesamte Team des IEF, ohne dessen Engagement die Durchführung nicht realisierbar gewesen wäre.
Nicht zuletzt danke ich der Stadt Zürich, die auf unseren Antrag hin eine grosszügige Spende geleistet hat.
Im Namen der Projektgruppe «Ukraine»
Claudia Starke, Vorstandsmitglied IEF
Bericht Sonntagszeitung Chef-Psychiater Alexander Filz, 6.10.2024
Text
Aktuell ist das so
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Fortbildung